Die fünf kleinen Andengemeinden, die den 'Kartoffelpark' bilden, sind ein perfektes Beispiel für solche Helden. Auch wenn der Name „Kartoffelpark“ wie ein touristisches Erlebnis klingt, ist er weit davon entfernt. Die in der Region Cusco gelegenen Gemeinden des Kartoffelparks haben sich zum Ziel gesetzt, ihre große Vielfalt an Kartoffelsorten zu bewahren, um sie für zukünftige Generationen zu schützen. Ich war auf der Suche nach einer authentischen Begegnung abseits der Touristenmassen und mein Besuch im Potato Park war genau das, was ich brauchte.
Allein im Parque de la Papa sitzen die fünf Gemeinden auf einem Schatz von mehr als 700 natürlichen Arten, den sie gerne teilen – ganz so, wie es die nachhaltigen Traditionen in den Anden schon immer gelehrt haben. Die Gemeinden sind für Touristen geöffnet und die Einwohner freuen sich über das Interesse und die Wertschätzung, die sie für ihre Arbeit erfahren.
Ausgangspunkt unseres Besuchs war die Gemeinde Pisac im Heiligen Tal. Hier erwartete uns am Morgen unser Gastgeber und Führer Mariano. Anschließend fuhren wir etwa 30 Minuten bergauf, um den Parque de la Papa zu erreichen. Unser erster Halt war an einem Aussichtspunkt der Amaru-Gemeinde. Hier begrüßte uns eine kleine Delegation mit Blumen und sogar zwei Musikern. Ich bin kein Fan von Zeremonien, aber man merkte, dass es echt und ein wichtiger Akt für die Einheimischen war.
Hier trafen wir auch Jhon, der für die touristischen Aktivitäten im Parque de la Papa verantwortlich ist. Zusammen mit Mariano begleitete er uns den Rest des Tages. Bei einer kurzen Einführung erfuhren wir etwas über die Geschichte des Projekts, das in Zusammenarbeit mit der NGO Andes entwickelt wurde, die teilnehmenden Gemeinden und die Ziele. Der Schutz der Kartoffelarten ist nur ein Aspekt eines verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgangs mit der Natur. Beispielsweise dürfen keine Wildtiere gejagt werden, da diese eine wichtige Rolle im Kreislauf der Natur spielen.
Anschließend fuhren wir mit dem Auto ein kurzes Stück weiter zum Kartoffellabor und Gewächshaus in Paru Paru. Bei herrlichem Sonnenschein versammelten wir uns im üppigen Innenhof und hörten Jhon und Mariano zu, die etwas von ihrem reichen Wissen mit uns Kartoffelamateuren teilten. Anschließend gingen wir ins Gewächshaus, um zu sehen, wie die verschiedenen Sorten vermehrt und kultiviert werden.
Aber genug der Theorie, jetzt hatten wir endlich die Gelegenheit, einige dieser erstaunlichen Sorten zu probieren. Eine junge Dame überraschte uns mit einer 'Huatia', der traditionellen Zubereitung von Kartoffeln bei der Feldarbeit. Die Kartoffeln werden in einem heißen Erdofen gegart und dann zusammen mit einer Kräutersauce oder Käse gegessen. Was kann ich sagen? Unglaublich lecker, ich hätte mir nichts Besseres vorstellen können. Die Farben waren besonders faszinierend; Manche Kartoffeln hatten innen eine dunkelviolette Farbe, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Frisch gestärkt begannen wir den aktiven Teil unserer Tour mit einer Wanderung rund um die Lagunen im Parque de la Papa. Wir begannen an der Lagune Azul Qocha, die an sich schon ein spektakulärer Anblick ist. Mariano erzählte uns von einer kleinen versteckten Lagune namens Puma Qocha weiter oben. Voller Energie durch die Kartoffelverkostung beschlossen wir, diesen Abstecher in unsere Wanderung einzubauen und haben es auf keinen Fall bereut. Inmitten der abgelegenen Landschaft thront diese wunderschöne dunkelblaue Lagune über ihrer größeren Schwester, Azul Qocha.
Auf dem Rückweg trafen wir auf ein paar Hirten, die hier Schafe, Lamas und Alpakas weiden lassen, teilweise in extrem steilem Gelände. Ein paar Stunden einer atemberaubenden Wanderung später erreichten wir die letzte Lagune unserer Wanderung, Kinsa Qocha. Diese Doppellagune faszinierte mich besonders durch die unterschiedlichen Farben und deren Farbverläufe. Glücklicherweise konnten wir einige spektakuläre Fotos von den Lagunen machen, da es schwierig ist, ihre Schönheit in Worte zu fassen.
Als wir den letzten Abschnitt der Lagune erreichten, wartete unser wohlverdientes Mittagessen auf uns. Natürlich drehte sich wieder alles um Kartoffeln. Zum Nachtisch gab es sogar eine Süßkartoffelcreme und dazu einen 'Papa Sour' (die Kartoffelversion des Pisco Sour).
Erfrischt fuhren wir dann weiter zur Gemeinde Pampallaqta, dem höchstgelegenen Dorf im Kartoffelpark. Hier befindet sich auch das Lager für die verschiedenen Kartoffelzwiebeln, da die kalten Temperaturen für eine optimale Konservierung sorgen. Anschließend wurden wir von einigen Damen empfangen, die uns die traditionellen Prozesse des Spinnens, Färbens und Webens zeigten. Die Techniken, die sie verwenden, folgen den gleichen Techniken, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Unser letzter Stopp war in Sacaca, wo eine Gruppe von Frauen an der Kultivierung und Verwendung von Heilkräutern arbeitet. Wir lernten die verschiedenen Heilanwendungen der Kräuter kennen, die in der traditionellen Andenmedizin schon immer eine wesentliche Rolle gespielt haben. Heute verarbeiten die Damen die Kräuter zu verschiedenen Tees und Heilbalsamen. Diese interessanten Produkte konnten wir direkt bei ihnen erwerben.
Als wir das Ende eines intensiven, aber faszinierenden Tages erreichten, verabschiedeten wir uns von Jhon und Mariano. Hoffentlich weckt dieser Artikel auch das Interesse eines Lesers, der dieses Projekt aus erster Hand sehen und unterstützen möchte.